Lebenslauf
Anfang
Mit acht Jahren habe ich angefangen, in Velešín für die lokale Schülermannschaft zu kicken. Ich wollte es ein wenig meinem Vater nachmachen, der in unserer Stadt ein großer Fußballstar war. Mit 14 habe ich dann begonnen, selbständig und allein zu trainieren: zuhause mit Liegestützen und indem ich mit kleineren Hanteln an der Stärkung meiner Muskeln arbeitete (von der Figur her war ich immer eher klein und schwach, daher wollte ich die Mädchen mit meinen aber noch nicht so richtig gewachsenen Muskeln beeindrucken) und im Keller unseres Plattenbaues beim Dribbeln mit dem Ball. Die Hartnäckigkeit bei meinen Trainings brachte in der Form eines Nachwuchsspielers von Dynamo Budweis, wohin ich als 17-Jähriger kam, ihre Früchte. Es muss dazugesagt werden, dass die Leute von Dynamo Budweis schon Interesse an mir gezeigt hatten, als ich erst 15 war. Aber der weise Vater hat mir das nicht durchgehen lassen, er meinte, ich würde dabei „verwildern“. Mit 19 wechselte ich in die Mannschaft von Škoda Pilsen, die gerade abgestiegen war. Dort war ich aber nur kurz tätig, weil es damals unmöglich war, das Studium im Fach Maschinenbau mit einer Karriere als Profi-Fußballer unter einen Hut zu bringen, zumal ich keinen individuellen Plan zugebilligt bekam. Ich wechselte dann in Pilsen ein paar Mannschaften: ČSAD Plzeň, ZČE Plzeň und dann wieder ins heimatliche Velešín zurück. Damit einher ging auch das Spielen in der Kreisliga, eine große Sache für Velešín und dreimal wöchentlich Training… Aber weil der Fußball doch eher die unteren Körperteile beansprucht, begann ich systematisch mit Body-Building.
Im Jahre 1987
In diesem Jahr habe ich mit dem aktiven Fußball aufgehört Der Fußball brachte mir keine innere Befriedigung mehr. Unser auch menschlich gesehen ausgezeichnetes Team, das immer an einem Strang gezogen hatte, war zerfallen und es zeigten sich die schon erwähnten Beschwerden an den Beinen bzw. einfach am Unterkörper. So begann ich mich nach etwas anderem umzublicken, als es das Trainieren mit schweren Gewichten war. Schrittweise habe ich die Schönheit der Kampfkünste entdeckt, bzw. eine Möglichkeit, den gesamten Körper zu trainieren. Ich kaufte mir das Buch von V.L. Levský „Die Grundlagen der Selbstverteidigung – Karate“ … das hat mich fasziniert. Damit trainierte ich dann eineinhalb Jahre lang allein, bis ich mich entschloss, Mitglied einer Karate-Gruppe in Budweis zu werden. Beim Suchen einer passenden Gruppe mit Kursen für Anfänger stieß ich auf den sonderbar klingenden Begriff TAEKWON-DO, wo eben die Anfängerkurse zwischen 19 und 21 Uhr begannen. Das bedeutete für mich als Pendler aus Velešín, der auf die entsprechenden Autobusverbindungen angewiesen war, die beste Lösung (Karate begann schon um 18 Uhr). Ich habe mir das Training der Kursteilnehmer angesehen und festgestellt, dass das genau das wäre, was ich gesucht hatte.
Im Jahre 1988
habe ich mich in der Sektion PEDAGOG in Budweis für einen Taekwon-Do Kurs angemeldet. Das war damals die erste Taekwon-Do Schule in der Tschechischen Republik. Erst nach einem Jahr Training und drei Monaten relativ harten Anfänger-Übungen haben mich M. Galbač und P. Vácha zu einem viertägigen Trainingsaufenthalt in das damalige Jugoslawien mitgenommen, wo ich am 28.3. 1989 unter Toni Nobile gleich die Prüfung zum gelben Gürtel ablegte, was damals dem V. Dan entsprach. Im selben Jahr schon beginnt auch Meister Hwang die Trainings in der Sektion PEDAGOG zu besuchen. Bei den nächsten Prüfungen am 4.2. 1990 erhielt ich bereits den grünen Gürtel.
Ich gründete eine Sektion in Velešín
Zum damaligen Schautraining kamen beachtliche etwa 300 Neugierige in die Velešíner Sporthalle! Beim ersten Training waren wir 60 Aktive! Die weiteren technischen Stufen folgten dann eine nach der anderen, bis wir das Jahr 1992 schrieben und damit auch die erste Abreise des Meisters zurück nach Korea. Der Herr Meister lud mich nach Prag auf einen Besuch ein, zu sich in die Wohnung, und ich war nichtsahnend und Tee trinkend, als er aus seinem Zimmer kam, den schwarzen Gürtel vor mich hinlegte und sagte: „Hier, das haben Sie von mir, Milan“. Ich begann, etwas zu stottern, dass er das doch nicht machen könne, aber der Meister antwortete bestimmt: „Ich kann…!“ Also, so sah meine „schwere“ Prüfung für den I. Dan aus. Mittlerweile ist die Velešíner Schule erfolgreich herangewachsen. Aber ich habe mir exakt 11 Jahre Zeit gelassen mit weiteren Dan Prüfungen, aus verschiedenen Gründen, aus privaten, sportlichen,… es war so ein Suchen nach dem WEG … DO! Die Brüder Kubín, welche die Richtung der Schule wesentlich beeinflusst hatten, entschlossen sich im Jahre 1998, zu Taekwon-Do WTF überzuwechseln, das wir schon über ein Jahr lang auch in unserer Schule trainiert hatten.
Ich habe mich entschieden, bei Taekwon-Do ITF zu bleiben
Und so habe ich im Jahre 1990 die ITF Taekwon-Do Schule Velešín gegründet, oder besser gesagt, wiederbelebt. Im Jahre 2003 legte ich die Prüfung zum II. Dan ab, wozu mir Rost´a Kaňka in der Zeit der Abwesenheit des Meisters sehr geholfen hat. Auf die weiteren Dan-Prüfungen bereitete ich mich schon unter der Aufsicht von Meister Hwang Ho Yong und meines Freundes Martin Zámečník vor. Im Jahre 2005 machte ich die Prüfung zum dritten Dan und im folgenden Jahr nahm ich mit dem tschechischen Nationalteam an der 2. Weltmeisterschaft für Veteranen im bulgarischen Sofia teil. Dort waren aber nur die 4.-6. Plätze im „Durschlagen mit Kraft“ erwähnenswert. Am 3.8. 2008 erfolgte dann die Prüfung für den 4. Dan und der Titel eines internationalen Instrukteurs. Zu einem kleineren Bruch kam es im Jahre 2012, als ich erfolgreich die Prüfung für den 5. Dan ablegte und gleich im Anschluss an die Prüfungen zum zweiten Mal vom Nationalteam angesprochen wurde, konkret von Trainer Honza Klaška, ob ich nicht bei der 4. Europameisterschaft für Veteranen, wieder in Sofia, teilnehmen möchte. Die Rückkehr an diesen Tatort klappte perfekt und das Ergebnis waren drei Goldmedaillien. Und um das Maß voll zu machen, bei der 5. Weltmeisterschaft in Estland gelang es mir, weitere zwei Goldmedaillien und einen Pokal als erfolgreichster Veteran der Meisterschaft mit nach Hause zu nehmen. Im Jahre 2014 begannen wir, mit unseren österreichischen Freunden zusammenzuarbeiten und eröffnen eine Schule auch in Bad Leonfelden. Aber das Leben besteht nicht nur aus Siegen. So kommt im Jahre 2016 eine Knieoperation auf mich zu, sodass mir die Flügel etwas gestutzt werden. Das verhindert aber nicht die Vorbereitung auf die Prüfung zum 6. Dan am 7.8. Das derzeitige Taekwon-Do Leben steht also im Zeichen der Aufrechterhaltung der physischen, psychischen und moralischen Kondition und des entsprechenden Wohlbefindens. Und auch in jenem der Selbstkontrolle, damit wir Trainer mit unserem Vorbild die Grundsätze des Taekwon-Dos möglichst gut vorleben, gleichzeitig aber an unseren menschlichen Schwächen auch zeigen, dass es überhaupt nicht einfach ist, alle diese Grundsätze einzuhalten. Alles Gute auf unserem Weg also uns allen!